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Der Schwarze Herrgott in Latzfons

Jedes Jahr im Juni wird das Gnadenbild des höchstgelegenen Wallfahrtsortes Südtirols von seinem Winterstandort in der Kirche von Latzfond zur Heiligkreizkirche am Fuß des Ritzlars hochgetragen. Die Wallfahrt geht laut Legende auf die Anfänge des 18. Jahrhunderts zurück. Mit der Wallfahrt ist die Bitte verbunden Feld, Flur und Bewohner vor Unwettern zu schützen.


Die Tradition zur Verehrung des Schwarzen Herrgotts vom Latzfonser Kreuz wird bis heute beibehalten. Die wichtigste Wallfahrt ist sicherlich jene, bei der der schwarze Herrgott in die Kreuzkirche getragen wird. Dieser sogenannte "Gerichtsumgang" findet immer am vorletzten Samstag im Juni statt. Ab da verbringt der Herrgott dann den Sommer im Kreuzkirchlein, bevor er Mitte Oktober wieder nach Latzfons kommt, wo er einige Tage im "Peaterer Kirchl" verbringt und am Sonntag dann mit Prozession in die Pfarrkirche gebracht wird, wo er im Winter auch bleibt.

Eine Woche später, am letzten Samstag im Juni (Peter und Paul) findet der Bittgang von Reinswald und Durnholz statt.

Anfang/Mitte Juli gibt es eine weitere Wallfahrt von Schalders.

Und am Kirchtag, der zu Ehren der Hl. Magdalena gefeiert wird, beten die Schützen von Latzfons zum Kirchlein hinauf.


Um dieses hölzerne Kruzifix ranken sich viele Legenden. Früher wurde das Gebiet immer wieder von schlechtem Wetter heimgesucht. Besonders im Jahr 1700 wurde die Gegend um Latzfons und Klausen von schweren Gewittern heimgesucht. Nachdem die Ernte bereits zum dritten Mal vom Hagel zerstört worden war, wandten sich die verzweifelten Bauern an den Pfarrer, der ihnen von einem vernachlässigten Kruzifix erzählte. Zudem gab er den Bauern den Rat das Kreuz den Berg hinaufzutragen, so weit wie der Herrgott es wolle.

Seitdem steht das Wetterkreuz unter dem Ritzlar und der Kassiansspitze. Zuerst befand es sich noch im Freien, ehe man Mitte des 18. Jahrhunderts eine Kapelle baute. Jedes Jahr kamen mehr Wallfahrer um dem schwarzen Herrgott zu huldigen, weswegen man um 1800 ein Schutzhaus erbaute, in denen sich die Pilger stärken, aber auch nächtigen konnten.

Übrigens: Mit einem Gemisch aus Ochsenblut und flüssigem Pech eines Baumes wurde das Kruzifix haltbar gemacht. Daher erhielt der Herrgott auch seine schwarze Farbe.



Natürlich stellen wir uns die Frage, ob hier eine noch ältere Tradition zugrundeliegt, die viel weiter zurückreicht, als heute allgemein bekannt ist. Und tatsächlich gibt es darauf einige Hinweise, wenn auch keine schriftlichen Quellen dies belegen. Am spannendsten ist sicherlich die Frage, warum dieser Ort ausgewählt wurde und welche Bedeutung er einst hatte. Eine Antwort geben vielleicht die eine halbe Wegstunde entfernt liegenden seltsamen Steinringe, die sich unterhalb der Kassianspitze befinden. Da es bislang keine archäologische Untersuchung gab, kann hier nur spekuliert werden. Vielleicht handelt es sich um einen Ort, wo die Asche der Toten deponiert wurde, vielleicht um einen alten Opferplatz. Aber auch die kleine Grotte direkt neben der Kirche könnte einst ein Ort der Verehrung gewesen sein. Auch landschafstmythologisch ist das Berg-Dreigestirn interessant, an dessen Fuß der Wallfahrtort liegt. Galt dieses als Sitz der dreiaspektigen alten Göttin, der großen Mutter? Es õffnet sich halbkreisförmig, wie ein Schoß zum darunter liegenden Eisacktal.

Aufschlußreich in diesem Zusammenhang ist das Patrozinium der Kirche, das der Hl. Magdalena, der Schutzheiligen vor den Gewalten der Natur. Tatsächlich wurde also eine weibliche Heilige gewählt, die hier angerufen und jährlich im Hochsommer am beliebten Kirchtag gefeiert wird. Sie zāhlt zu den heiligen drei Madeln, die in der Nachfolge der drei Beten stehen.



Start: 05.00 Uhr Pfarrkirche Latzfons. Um 10.00 Uhr Heilige Messe am Latzfonser Kreuz und Anbringen des „Schwarzen Herrgottes“. Rückweg über Garn und Verdings bis nach Latzfons mit Ankunft um 18.30 Uhr und abschließendem Gottesdienst.










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