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Die stumme Passion. Das Tresdorfer "Kreuzziachn"


Jährlich in der Karwoche am Gründonnerstag und am Karfreitag wird in Tresdorf dieses Laienspiel aufgeführt. Am Vortrag und in der Ausdrucksweise vergangener Zeiten hat sich kaum etwas verändert. In einfacher Weise wird die Leidensgeschichte Christi nachgestellt, wie sie in der Phantasie und Denkart des bäuerlichen Menschen entsprungen ist und die religiöse Haltung der damaligen Bevölkerung entspricht.

Da die Überlieferung nur mündlich erfolgte, ist nicht bekannt, wann dieser österliche Brauch seinen Anfang genommen hat. Es wird angenommen, dass ein Gelübde den Beginn begründete und das Dorf vor Hochwasser und Seuchen bewahren sollte. Obwohl die Rollen bis auf eine Ausnahme mit Männern besetzt sind, haben in der „männerarmen“ Kriegszeit Frauen einige Rollen übernommen. Während des gesamten Spielverlaufes wird bis auf zwei kurze Sätze kein Wort gesprochen.


Am späten Nachmittag des Gründonnerstages treffen sich die Darsteller bei der „Krassnigmühle“, wo die Rollen verteilt und jeder Mitspieler kurz in seine Aufgabe eingewiesen wird. Einige Rollen sind fix besetzt, wie z.B.: Christus, Pilatus, Herodes, Simon von Cyrene, Judas und der Erzengel Gabriel. Die restlichen Rollen werden frei besetzt und richten sich nach der Anzahl der anwesenden Mitspieler.

Als Ölberg bzw. Golgotha dient das am höchsten Punkt des Dorfes erbaute Ulrichs-Kirchl, wo am ersten Tag Jesus mit seinen drei Jüngern hinauf pilgert und dann später von Judas verraten, von den Häschern festgenommen und vor Pilatus und Herodes geführt wird. Nach dem Urteil, der Geiselung und Dornenkrönung bewegt sich die Gruppe wieder Richtung Ausgangspunkt. Am Karfreitag trägt der Herrgott ein Holzkreuz und begibt sich mit seinem ganzen Begleitzug in die Kirche, wo er für eine Viertelstunde betend verweilt.

Das Tresdorfer Passionsspiel zieht jährlich Hunderte Besucher an, von denen einige regelmäßig und von weit her kommen. Offensichtlich ist es nicht ein Brauch wie vieles andere auch, sondern etwas schwer Beschreibliches. Es ist die Schlichtheit und stumme Gestik, die berührt.




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