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Alter Bauernkalender oder Mandlkalender.

Die Steiermark besitzt einen Schatz, über den kein anderes Land in Europa verfügt. Nirgendwo anders hat sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts ein ursprünglich für Analphabeten hergestellter, kleiner Kalender in Buchform fast unverändert bis zur Gegenwart erhalten. Und seit Jahrhunderten hat er auch einen eigenen Namen, nämlich

"Der Mandlkalender"

Diesen Namen hat er nach den "Mandln", den Halbfiguren der männlichen und weiblichen Heiligen bekommen, die den fortlaufenden Reigen über den Monatstagen und Wetterzeichen bilden. Vor hundert Jahren hat ihn schon der aus der Waldheimat stammende Dichter Peter Rosegger in seinem Buch über das Volksleben in der Steiermark gepriesen und auf seinen vielen Vortragsreisen den Zuhörern in den verschiedenen Nachbarländern vorgestellt. In manchen Häusern war er früher das einzige Buch, das alljährlich erneuert die Hausbewohner erreichte.

Auf der Titelseite des Kalenders fällt zuerst das bunte Bild auf: Drei Bauern in altartigem Gewand stehen mit Arbeitsgeräten in der Hand auf einer grünen Wiese, über ihren Häuptern sehen wir Sonne, Mond und 14 Sterne sowie den mit dem Herzogshut gekrönten rotweißroten Bindenschild der Babenberger.

Die drei Bauern, genauer gesagt: drei bäuerliche Menschen, zeigt die Mehrheit aller Bauernkalender. Nach steirischer Überlieferung hat man die drei Bauern mit den drei alten Landesteilen Ober-, Mittel- und Untersteiermark in Beziehung gesetzt und den Bauern Namen gegeben.

"Drischmicherl" wurde der rechte mit dem Dreschflegel genannt, wobei man auf die Häufigkeit des Taufnamens Michael in der Obersteiermark hinwies.

"Kornjockerl" sollte der linke mit der Stechschaufel heißen, wobei man auf das "Jocklland" in der nördlichen Oststeiermark und auf die Häufigkeit des Taufnamens Jakob im mittelsteirischen Bereich verweisen wollte.

"Brottommerl" wäre dann der dritte in der Mitte mit der Sense gewesen, wobei man an die Häufigkeit des Taufnamens Thomas in der Untersteiermark dachte.

Schon bei genauerer Sichtung der Auswahl an Arbeitsgeräten müßte man zu anderen Überlegungen kommen. Denn die Sense in der Mitte ist eine Gras- und keine mit einem zusätzlichen Gestell versehene Getreidesense, sie wäre also Hinweis auf das Überwiegen der Grünlandwirtschaft mit Großviehhaltung in der Obersteiermark. Den Dreschflegel könnte man wohl eher für die Hügellandgebiete der Mittelsteiermark mit reichem Ackerbau in Anspruch nehmen. Und bei der Stechschaufel wäre an das Rigolen der untersteirischen Weingärten zu denken.

Quelle http://www.alterbauernkalender.at

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